Chronik

1952-2018

1952 begann der erste Bauabschnitt unserer Siedlung. Die Waldenburger Str. hieß da noch Kratzmannkoppel und unsere Siedlung sollte nördlich davon gebaut werden. Der Bekkamp war noch Feldweg. Drumherum nur Wiese.

Zunächst kamen 11 Doppelhäuser und ein Einzelhaus im südlichen Teil unserer Glogauer Str. (damals noch Nebenweg 3) und dazu noch zwei Doppelhäuser und ein Einzelhaus am Bekkamp. Die Grundstücke gab es zur Pacht und zu jedem Haus gab es eine Grundausstattung im Wert von 250 DM.

Dazu gehörten ein paar Obstbäume, Sträucher und Hecken, 4 Junghennen, Gartengeräte, Material für den Hühnerauslauf sowie einen Anteil zur Gartenbegrünung und Gartenfachberatung.

Die ersten Häuser hatten eine Gesamtwohnfläche von 47m² und als „Abort“ wurde die Sitzgelegenheit mit Loch im Grundriss bezeichnet, deren Entsorgung im eigenen Garten erfolgte. 1952 lag das Durchschnittseinkommen bei 308 DM, der Stundenlohn bei 2DM- deshalb gab es viele Handwerker in der Siedlung, weil einiges am Haus in Eigenregie erledigt werden musste.

Die Versorgung mit Trinkwasser erfolgte damals über die Glogauer Str., der Bekkamp war noch nicht erschlossen. So musste bis dorthin eine Leitung mit einem einzigen Zähler gelegt werden, deren Kosten sich

die 5 Bewohner des Bekkamps teilten.

Erst Mitte 1960 bekam der Bekkamp eine eigene Wasserversorgung.

Im Bekkamp wurde bereits ein E-Herd installiert, weil die Stadtwerke damals ihren Stromverkauf erhöhen wollten und eine Finanzierung von Herden, Warmwasserspeichern und Ähnlichen anboten.

In der Kratzmannkoppel hatten die Familien Doormann und Jutzie einen Krämerladen in ihrem Haus, wo man am Ende des Monats auch noch anschreiben durfte.

1953 erhält die Glogauer Str. ihren Namen- ungefähr zur gleichen Zeit wurde auch die Siedlung in August Woelken Siedlung genannt. Den Verein gab es wohl schon 1951. Der Namensgeber war der damals 1. Vorsitzende des Vereins, Bäcker, Schaffner und Hausmeister und immer Mitstreiter im Siedlerbund. Leider starb er bereits 1953 überrraschend.

“ Seine echte Menschlichkeit, seine ruhige Sachlichkeit, sein ausgleichendes Wesen und nicht zuletzt seine Zielklarheit verband die Menschen untereinander und mit sich“, schrieb die Zeitung damals. Von ihm stammt die Aussage „Siedlerland ist Kinderland“.

frühes Siedlerfest

Bereits Ende der 50er gab es in der Glogauer Straße ein Straßenfest mit Orchester.

1957 begann die Bebauung des 2. Bauabschnitts. War bislang nur eine Seite des südlichen Teils der Glogauer bebaut, so kamen jetzt gegenüber 5 weitere Doppelhäuser dazu.1960 wurden die Eigentümer bei der Feier zur Auflassung ins Grundbuch eingetragen.

Prompt wurde hier auch die Wohnfläche vergrößert und betrug jetzt knapp 60m².

Eine versenkte Kassette

Im Herbst 1959 wurde auf einem Hänger voll mit Kindern ein Wallnussaum in die Siedlung gefahren und vor der Hausnummer 44 eingepflanzt. . Der Gartenbauftragte Werner Hinzpeter trug damals eine Blechkassette, die unter den Baumwurzeln eingegraben worden sein soll. Angeblich enthält die Kassette eine Tageszeitung und Geld.

1960 ging es dann munter weiter: der dritte Bauabschnitt verzeichnete eine deutlich verbesserte Bausausführung und war auch erheblich teurer. Der Durchschnittslohn war damals ca. 508DM pro Monat, eine Steigerung von fast 60% gegenüber 1952.

der dritte Bauabschnitt

Die neuen Häuser waren dementsprechend auch noch kostspieliger und die Wohnfläche betrug jetzt 68m². Diese Häuse waren zusätzlich

teilunterkellert und das Grundstück musste mit gekauft werden. Der Keller hat in den Folgejahren immer wieder große Probleme verursacht wenn Grundwasser eindrang.

Mit den ersten Autos wurden in der Siedlung Garagen gebaut- viele davon stehen noch heute. Auch die ersten Anbauten entstanden schon früh. Immer wieder machte sich nachbarschaftliche Hilfe bezahlt.
Ein Umstand, den wir heute noch zu pflegen versuchen.

Die Siedlergemeinschaft führte akribisch Kassenbuch, das älteste noch vorhandene Exemplar erfasst die Jahre 1962-1985. In der Gemeinschaft wurden in den Jahren viele Sachen gemeinsam gemacht:

Das jährliche Straßenfest in der Glogauer Str., Laternelaufen mit Spielmannzug, Ostereiersuchen für die Kinder,

 

Heute Glogauer Str. 35a

Gegenüber Gundermann

gemeinsame Ausfahrten oder Theaterbesuche und der Weihnachtsmann für die Kleinen. All dies gibt es bis heute.

1996 bekamen wir dann ein neues Begrüßungsschild am Eingang der Siedlung, welches nach erfolgreichem Aufstellen erst mal begossen wurde.

Auch die Pflege der Siedlung war immer und ist noch ein großes Anliegen der Gemeinschaft.Im Laufe der Jahrzehnte hat die Siedlung viele Preise gewonnen. Bereits 1961 als „Die schönste Gartensiedlung“.

Und es hagelte weiter Preise. Im Jahr 2009 gewannen wir den 2.Preis beim Bundeswettbewerb „Wohneigentum – heute für morgen- Energieeffizienz – Klimaschutz – bürgerschaftliches Engagement. Zuvor hatten wir der  Beurteilung einer kritischen Bewertungskomission stand halten müssen. Die Preisverleihung fand in Berlin statt. 2013 und 2016 bekamen wir ebenfalls einen Preis. In Summe sind wir die erfolgreichste Siedlung Hamburgs.
Auch heute nimmt die Siedlung  wieder an diesen Wettbewerben teil, weshalb wir alle Siedler bitten, sich bestmöglich mit zu kümmern. Dazu gehört nicht nur die Pflege des Vorgartens sondern auch die Pflege der Regenwassergräben und Gehwege.
Drückt die Daumen!

2018

In den letzten Jahren sind leider viele der ursprünglichen Bewohner von uns gegangen.  Es leben aber auch noch Bewohner der 5.Generation in unserer Siedlung. Und wir heißen viele neue, junge Familien Willkommen!
Neben weiteren Modernisierungen und Um-und Anbauten wurden auch Grundstücke geteilt und eine hintere Bebauung ermöglicht. Häuser mit zwei Vollgeschossen sind jetzt ebenfalls in der Straße zu sehen.

Auf der anderen Seite der Charlottenburger Straße entsteht derzeit die Jenfelder Au. Wir sind gespannt was uns das neue Baugebiet bringen wird.
Auch hat die kulturelle Vielfalt in unserer Siedlung Einzug gehalten und wir versuchen ein möglichst harmonische Miteinander zu pflegen.

Wir freuen uns über immer noch viele Kinder, die auf der Straße spielen können, über eine Nachbarschaft, die nach wie vor einander beisteht und die Siedlungsbräuche pflegt. Und wir hoffen, dass wir dies auch in Zukunft so beibehalten können.